Corona-Virus: Bonitätsbeurteilungen durch Kreditversicherer vor neuen Herausforderungen

Newsletter 2-2020

Peter Androsch
© Jeff Mangione
Peter Androsch

Die Beurteilung und Überwachung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Branchen und Ländern gehört zu den Kernaufgaben der Kreditversicherer. „Aufgrund der Ereignisse rund um das Corona-Virus wird die Frage nach der Resilienz von Unternehmen wichtiger“, warnt Kreditversicherungsexperte Peter Androsch, der viele Unternehmen als unzureichend gerüstet sieht. Androsch erklärt, wie sich Unternehmen jetzt gegen eine Kettenreaktion im Falle einer Pleite schützen können.

Rund 6.000 Unternehmen haben in Österreich eine Kreditversicherung abgeschlossen. Dadurch sind ihre versicherten Forderungen gegenüber ihren Geschäftskunden im Falle von Zahlungsausfällen geschützt. Die großen Player unter den Kreditversicherungen sind in Österreich die Acredia Versicherung sowie Atradius, Coface Austria und Credendo. „Die Kreditversicherer überwachen sowohl vor einem Vertragsabschluss als auch während der Vertragslaufzeit permanent die Bonität von Unternehmen, Sektoren und ganzen Nationen“, erklärt Peter Androsch, der als Geschäftsführer von Österreichs größter Kreditversicherungsmaklergesellschaft Austrian Credit Insurance Council (A.C.I.C.) die Entwicklung permanent beobachtet.
 

Unternehmen müssen mit Kreditversicherern über ihre Situation sprechen

„Derzeit steht die die Bonitätsbeurteilung und -überwachung aufgrund der sich ständig überschlagenden Ereignisse durch das Corona-Virus vor neuen Herausforderungen, da die Resilienz von Unternehmen wohl stärker in den Fokus rückt“, warnt Androsch. Als Bewertungsgrundlage dienen den Kreditversicherern beispielsweise die Geschäftszahlen, das bisherige Zahlungsverhalten oder auch die Entwicklung in bestimmten Branchen und ganzen Nationen. Naturgemäß handelt es sich dabei aber primär um Werte aus der Vergangenheit, die aufgrund der rasanten Entwicklung um aktuelles Datenmaterial ergänzt werden sollten, um Versicherern ein möglichst vollständiges Bild der aktuellen Situation zu vermitteln. Idealerweise kommunizieren Unternehmen auch an Kreditversicherer proaktiv und treffen Aussagen dazu, wie sie mit den aktuellen Herausforderungen umgehen wollen. „Auch an der Börse wurden viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Eine Einschätzung der weiteren Entwicklung ist daher schwierig“, erklärt Androsch. Im Unterschied zu Aktienanalysten müssten die Kreditversicherer im Falle einer Fehleinschätzung allerdings für den Schaden der versicherten Forderungen aufkommen. Bei der Versicherung neuer Forderungen sollten Lieferanten daher Beratung in Anspruch nehmen, um abzuklären, bei welchem Anbieter derzeit welche Absicherung noch möglich ist.


Diese Präventivmaßnahmen sollten Unternehmen jetzt ergreifen

Besonders sensibel sind derzeit Branchen, die stark in den Welthandel involviert sind. Neben einer Absicherung der Forderung gegen eine Insolvenz der Kunden mittels Kreditversicherung hat der Experte noch ein paar Tipps für Präventivmaßnahmen: „Verkaufen Sie Forderungen an Factoring-Gesellschaften, um Liquidität zu schaffen. Verkürzen Sie die Zahlungsziele ihrer Kunden, verlangen Sie Bankgarantien und bestehen Sie bei bonitätsschwachen Kunden auf Vorauskasse“, empfiehlt Androsch. Aber auch für die Kunden hat er einen Tipp: „Sollten Anzahlungen geleistet werden, besteht eine Forderung gegenüber dem Lieferanten, die mittels Warenkreditversicherung abgesichert werden sollte. Und falls ein Lieferant auf Vorauszahlung besteht, vergessen Sie nicht auch in diesem Fall einen Rabatt einzufordern“, appelliert Androsch. Zudem gelte es für Industriebetriebe noch mehr als sonst gewisse Vorsichtsmaßnahmen in der Lieferkette zu beachten. „Um für einen Lieferausfall gewappnet zu sein, muss es mindestens zwei Zulieferer für die wichtigsten Teile geben, die noch dazu in unterschiedlichen Regionen ihren Produktionsstandort haben sollten“, erklärt Androsch. Im Falle einer Kettenreaktion in der Wirtschaft könne durch diese und weitere Maßnahmen das eigene Unternehmen gegen eine Insolvenz gewappnet werden.

Das Austrian Credit Insurance Counsel (A.C.I.C.), eine Beteiligung des RVM, ist Österreichs führende Spezialmaklergesellschaft für Kreditversicherungen. Das Unternehmen wurde 2009 vom geschäftsführenden Gesellschafter Peter Androsch gegründet. Kreditversicherungen dienen dem Risikomanagement, indem sie Lieferanten Schutz vor der Zahlungsunfähigkeit ihrer Kunden bieten. Der Gesamtmarkt gemessen an Prämieneinnahmen der Kreditversicherer bewegt sich in Österreich bei 140 Millionen € pro Jahr. Rund 6.000 Unternehmen sind einer Schätzung zufolge versichert. A.C.I.C. ist unter anderem auch Repräsentant der AU Group in Österreich. Dadurch steht exportorientierten Kunden des A.C.I.C. ein internationales Netzwerk an Experten für Kreditversicherung, Factoring und Forderungsmanagement zur Verfügung. Peter Androsch ist zudem Vorstandsmitglied beim internationalen Kreditversicherungsmaklerverband BARDO. www.acic.at