D&O Versicherung vor Zerreißprobe

Newsletter 1-2022

Gastkommentar

Mag. Hannes Puchner
Mag. Hannes Puchner

Die D&O Versicherung ist seit Einführung in den deutschsprachigen Raum vor mehr als 20 Jahren eine Sparte, die viele Änderungen durchlaufen hat. Im ersten Schritt mussten die Lösungen auf das kontinentaleuropäische Rechtssystem angepasst werden, anschließend gab es, getrieben durch einen sehr starken Wettbewerb, eine jahrelange „Weichmarktphase“, in der die Prämien massiv gesunken sind, während die Versicherungsbedingungen stetig erweitert wurden. Dieser Entwicklung völlig gegenlaufend hat sich das Haftungsrisiko der Entscheidungsträger in den letzten Jahren ständig erhöht und gestiegene Schäden führten bei vielen Versicherern zu negativen Schadensätzen.

Dies bewirkte, dass sich zahlreiche Anbieter in den letzten 2 Jahren zur Gänze aus der D&O Versicherung zurückgezogen haben. Andere Anbieter betrieben eine sehr selektive und restriktive Zeichnungspolitik. Die Kapazitäten wurden in vielen Fällen halbiert, Bedingungen wurden eingeschränkt und nicht selten konnten bestehende Verträge nicht weitergeführt werden. Mögliche negative Auswirkungen durch die Corona Pandemie trugen zu einer zusätzlichen Verunsicherung bei.

Auch wenn es bereits erste Anzeichen einer leichten Entspannung gibt, ist es noch zu früh, von einer Konsolidierung in der D&O Versicherung zu sprechen. Zu hart wurde der Markt getroffen und zu sensibel reagiert dieser auf etwaige neue Schäden. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die restriktive Zeichnungspolitik der D&O Versicherer fortgeführt wird oder ob es zu einer „Normalisierung“ des D&O Marktes kommen wird.


Mag. Hannes Puchner
Geschäftsführer DUAL Austria GmbH